Die Repertoireentwicklung innerhalb der schweizerischen Blasmusikszene in den letzten hundert Jahren

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Viele Personen haben ein genaues Bild vor Augen, wenn man sie nach Blasmusik fragt. Sie denken an marschierende Musiker:innen in bunten Uniformen und an Polkaklänge bei Volksfesten. Dies sind tatsächlich Aspekte, die Bestandteil der schweizerischen Blasmusikszene sind, allerdings greift eine derartige Definition zu kurz. Qualitativ hochstehende sinfonische Blasorchester zeigen in abendfüllenden Programmen ebenso ihre klangliche Finesse wie Brass Bands ihre rhythmische Präzision und ihre technische Perfektion. Dazwischen gibt es verschiedenste weitere Bläser:innenbesetzungen und Aufführungsformen. Alle haben aber eines gemeinsam: Sie verbinden in der Schweiz mit knapp 70'000 aktiven Mitgliedern die grösste Laienmusikbewegung des Landes.

Die hier vorgestellte Dissertation widmet sich der Repertoireentwicklung innerhalb der schweizerischen Blasmusikszene in den letzten hundert Jahren. Damit einher geht zum einen die Frage, wie geschichtliche, soziale und gesellschaftliche Ereignisse die Stückwahl der Orchester und Vereine beeinflusst haben und zum anderen soll das steigende Selbstvertrauen innerhalb der Bewegung untersucht werden. Während nämlich vor rund 70 Jahren die Blasorchester meist Transkriptionen von sinfonischen Werken spielten, gibt es heute eine Vielzahl an Komponist:innen die Stücke für diese Besetzung schreiben. Auch sollen Fragen zur Herkunft und zum Stellenwert der Blasmusik in der Schweiz beantwortet werden.

Als Grundlage der Forschung dienen die gespielten Stücke an den Eidgenössischen Musikfesten seit 1886. Diese finden alle fünf Jahre an wechselnden Orten in der Schweiz statt und werden vom nationalen Blasmusikverband organsiert. In Juror:innenberichten und Festführern werden die Listen der Werke festgehalten. Nachdem die Daten digitalisiert und  in einer Datenbank abgelegt wurden, werden sie verschiedenen Analysen unterzogen. Hier spielen beispielsweise Fragen nach den Komponist:innen und ihren Nationalitäten, nach wechselnden Besetzungen, Aufführungsformen und Genres eine wichtige Rolle. In einen nächsten Schritt müssen die Resultate interpretiert und in einen geschichtlich-sozialen Kontext gesetzt werden. Hierfür werden neben dem genauen Studium der einschlägigen Forschungsliteratur und weiteren Primärquellen auch Gespräche mit Kenner:innen der Szene als Hilfsmittel genutzt.

 

DoktorandinTamara Ackermann
ErstbetreuerMatthias Schmidt
ZweitbetreuerWalter Leimgruber (Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie)
DrittbetreuerFelix Hauswirth (Hochschule für Musik Basel)